(Foto: Famile Brunkhorst)
Schöne Kindheit im Viertel 1930-1945
Wenn man mit alteingesessenen Phoenix-Viertlern spricht, kommt man in Bezug auf ihre Kindheit im Viertel vor dem Zweiten Weltkrieg immer zu dem selben Ergebnis: das Viertel war wunderschön zum Spielen. Es kennzeichnete sich besonders durch seine günstige Lage zur Innenstadt und zum Stadtpark „Außenmühle“.
„Wir konnten dort Schwimmen und Spazieren gehen“, erinnert sich Herbert Burmeister (90). Er erlebte eine wunderschöne Kindheit im Viertel.
„Wir haben auf der Eddelbüttelstraße Ball gespielt, die Elisenstraße konnten wir im Winter runterrodeln und auch die Wilstorfer Straße sind wir runtergerodelt. Dabei mussten wir aber auf die Straßenbahn aufpassen“, erinnert er sich an seine Kindheit in den Zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts.
Otto Brunkhorst erlebte seine Kindheit dort kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. „Wir konnten im Phoenix-Viertel schön Spielen“, sagt auch er. „Wir sind die Maretstraße runtergerodelt“, erinnert sich der 75-Jährige. Allerdings wurden „Freundschaften während des Krieges schnell auseinandergerissen.“ Die ersten Bombenangriffe auf Harburg erfolgten im Jahre 1940. Da die Häuser im Phoenix-Viertel keine bombensicheren Kellerräume hatten, wurde der Hochbunker in der Lassallestraße gebaut.
„Während des Krieges gingen die Eltern nachts immer von der Elisenstraße zur Wilstorfer Straße gucken, ob das Geschäft noch steht“, weiß Otto Brunkhorst. 1944 wurde der Laden ausgebombt.
„Als ich 1946 als Lehrling in der Drogerie anfing, war in der Konsul-Renck-Straße vor unserem Haus noch ein notdürftig aufgefüllter Bombenrichter“, erinnert sich Ewald Meyer.
Und noch fünf Jahre nach dem Krieg, „etwa 1950 als das Haus von „Kohlen-Meyer“ in der Kalischer Straße gebaut wurde, fand man unter der Toreinfahrt eine Luftmine als Blindgänger, die offenbar der Phoenix gegolten hatte“, erzählt Ewald Meyer.
Als Nachkriegskind berichtet Horst Böttcher, dass es „einfach herrlich war in den Trümmern zu Spielen.“ Aber auch dunkle Erinnerungen an die Kriegszeit hat er. So sieht er den Bunker in der Lassallestraße noch deutlich vor sich. „Die Menschen standen darin wie Heringe zusammen“, erzählt er. „Es war sehr duster und es gab nur kleine Lampen dort drin.“
Über eins sind sich die Befragten alle einig: „Es war ein ganz normales Viertel!“, in dem es schön war zu leben. Dabei war das Phoenix-Viertel dörflich geprägt. „Die Leute kannten sich alle untereinander. Und es kam vor, dass Leute mit Hausschuhen in den Laden kamen“, lacht Ewald Meyer. „Es war familiär, jeder kannte jeden“, erzählt auch Gudrun Pröhl.
Sehr realistisch sieht die Zeit Dorothea Gross: „Es war damals nicht unbedingt schöner“, es war schwieriger, wir mussten viel helfen, aber wir kannten es nicht anders und waren zufrieden“, sagt die 94-Jährige.